Vertrauen ist gut, Vorsorgekontrolle ist besser.

Meine Geschichte zum Thema Brustkrebs beginnt im Dezember 2018. Kurz vor Weihnachten sollte es für mich noch zur Mammographie bei Dr. Schöpf in Landeck gehen. Ohne mir viele Gedanken zu machen, fuhr ich zur Routineuntersuchung. Der Termin passte mir eh gut, dann konnten gleich ein paar Kleinigkeiten für die Feiertage besorgt werden. Beim Ultraschall war ich auch noch ganz entspannt – leider wurde auffälliges Gewebe entdeckt. Und mit diesem „auffälligen Gewebe“ in meiner Brust beginnt meine Geschichte, welche ich euch im Folgenden erzählen möchte.
 

Mein Name ist Simone und ich bin 49 Jahre alt. Ich wohne im Pitztal, bin verheiratet und habe zwei Kinder. Da unsere Kinder die Familien-Sonntagsausflüge irgendwann recht „uncool“ fanden und sich lieber dem Chillen widmeten, unternahmen mein Mann und ich wieder anspruchsvollere Touren. Ob Wandern, Klettersteig, Radfahren oder Skifahren, wir mochten und mögen die Aktivitäten an der frischen Luft.

Von der Natur zurück ins Krankenhaus Zams: Es ist kurz vor Weihnachten und gleich wurde eine Biopsie und ein MRT gemacht. So konnte ich noch am 19. Dezember brusterhaltend operiert werden und war an Weihnachten zu Hause, mit einem Rezept für die Antihormontherapie und es folgten alle drei Monate Kontrollen. Ich fühlte mich fit und habe die Therapie gut vertragen. Ich konnte zwar nicht mehr so gut schlafen, besonders an durchschlafen war nicht mehr zu denken, aber es gibt Schlimmeres.

Nach ca. eineinhalb Jahren spürte ich gelegentlich ein Brennen genau im operierten Bereich. Manchmal bei Anstrengung war es ein Stechen, das war unangenehm und ich machte mir auch Sorgen. Trotz Corona-Lockdown durfte ich zu einer außertourlichen Kontrolle ins Krankenhaus. Aber da es sich vermutlich nur um einen Wundschmerz handelte und bei den Bildern nichts ersichtlich war, ging ich beruhigt nach Hause. Manchmal, für ganz kurze Augenblicke, dacht ich mir: „Komisch, jetzt habe ich eineinhalb Jahre keine Wundschmerzen gehabt. Und jetzt schon?“

Im Dezember 2020, genau zwei Jahre nach meiner ersten Operation, verlief die Jahresuntersuchung dann leider gar nicht erfreulich für mich. Gleich beim Ultraschall sah ich das besorgte Gesicht der Ärztin. Es folgten MRT und Biopsie ... war ich wieder früh genug? Am 17. Dezember wurde ich wieder operiert, diesmal mit sehr viel Angst. Ein Drittel meiner Brust wurde entfernt, der Aufbau erfolgte vom Bauch. Am 23. Dezember konnte ich nach Hause, diesmal mit dem Wissen, dass eine Chemotherapie mich die nächsten Monate begleiten wird, dass der Termin für den Port ansteht und ich noch eine Perücke aussuchen sollte.

Die Feiertage rund um Weihnachten und Silvester waren hart. Nicht nur die Folgen der Operation machten mir zu schaffen, auch Sorgen und Ängste. Es war wirklich viel auf einmal. Das mit der Perücke hat sich dann erstmal verschoben, wir hatten ja wieder mal Lockdown. Mein Mann kommentierte meine neue Frisur mit den Worten: „Sieht eh keiner unterm Rad- oder Kletterhelm. Und außerdem ist‘s im Sommer voll praktisch“.

Am 7. Jänner 2021 startete für mich die Therapie. Die Chemo und Antikörper habe ich relativ gut vertragen. Hart waren die Ratiograstim Spritzen: Drei Tage lang Schmerzen am ganzen Körper – von den Zehennägeln bis zum Haaransatz und retour.

Im Mai, endlich froh, dass es wieder bergauf ging, bekam ich Probleme mit dem Brustaufbau. Eine Fettgewebsnekrose nervte mich einige Wochen. Jeden zweiten Tag ins Krankenhaus, Streifen wechseln und verbinden. Aber auch das ging vorbei und Ende Mai war ich dann ganz zuversichtlich, dass es jetzt bergauf geht. Ob zu Fuß oder mit dem Rad, einfach wieder losstarten.

Zu früh gefreut, es sollte wohl nicht sein. Eine Entzündung des Gleichgewichtsorgans machte mir einen ordentlichen Strich durch meine Rechnung. Zehn Tage Krankenhausaufenthalt mit CT, MRT und Cortisontherapie. Mein Magen war in dieser Zeit der Meinung „Alles raus, was keine Miete zahlt!“ und so erbrach ich mich während der ersten Woche bei jeder Bewegung. Danke nochmals dem Krankenhauspersonal, für die Unterstützung! Der Schwindel, das Übergeben, es hat mich umgehauen, aber es ging auch nach dieser Zeit mit viel Geduld langsam bergauf. Das Bike wurde zwar kurzzeitig gegen einen Rollator ausgetauscht, aber immerhin zwei Räder für die Fortbewegung.

Die Bestrahlung musste immer wieder nach hinten verlegt werden, aber Ende Juli begann ich auch damit. Täglich nach Innsbruck, bestrahlen, nebenbei noch Haushalt und das ganze Drumherum. Ich gebe zu, teilweise war ich einfach nur müde und erschöpft. 

Jetzt, im Jahr 2022 bin ich froh, vieles hinter mir zu haben. Natürlich überkommen mich immer wieder Ängste und negative Gedanken. Aber ich habe gelernt für die Hochs dankbar zu sein und meine Tiefs zuzulassen. Dieses Zulassen der Tiefphasen musste ich lernen. Ich brauche mich nicht unter Druck zu setzen, dass ich immer positiv gestimmt sein muss und keine Angst zeigen darf. Das entspannt mich enorm.

Zusammenfassend habe ich neben dem Zulassen der Gedanken auch lernen dürfen, Hilfe anzunehmen. Ist oftmals gar nicht so einfach, trotzdem wird einem schnell klar, dass die Unterstützung der Familie in dieser Zeit besonders wichtig ist. Und mit Unterstützung sind nicht irgendwelche Ratschläge oder Begründungen für das WARUM und WEIL gemeint, es ist schon das Zuhören unglaublich viel wert.

Wirklich wichtig finde ich auch den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten. Seit Dezember 2020 bin ich Mitglied bei den T(H)UMORVOLLEN und dankbar für die ehrlichen, sehr offenen Gespräche und die Unternehmungen mit den Mitgliedern. Auch das Turnen in der Gruppe bringt neben Spaß auch viele Vorteile für das physische und psychische Wohlbefinden.

So, und das war meine Geschichte. Meine Geschichte der letzten 3 Jahre. Noch etwas, bevor du zu einem anderen Blogeintrag weiterklickst. Ich möchte zum Schließen des Kreises nochmals auf meine Überschrift aufmerksam machen. Es ist schön, dass du deinem Körper vertraust. Und Vertrauen ist wirklich gut, aber die Kontrolle und ich meine damit die Vorsorgekontrolle ist besser und verdammt wichtig!

 –
 –