Nach einer Talfahrt geht’s wieder bergauf!

Hallo, ich bin Johanna, bin mittlerweile 25 Jahre jung, verheiratet und komme aus dem Tiroler Oberland. Mein Kapitel Krebs begann im Jänner 2020.


Am 05.01.2020 tastete ich beim Duschen einen ungewöhnlichen Knopf in meiner linken Brust. Mein Freund, welcher inzwischen auch mein Ehemann wurde, sagte mir, der kann nicht alt sein, den hätte er bemerkt ;)

Drei Tage später war ich bereits bei meinem Frauenarzt, es folgte eine Untersuchung beim Radiologen und eine Biopsie. Zur Befundbesprechung am 16.01.2020 ging ich ganz locker in das Krankenhaus, zuvor noch schnell in das Fitnessstudio und am Nachmittag in den Nachtdienst – wir besprechen ja nur, wann wir die Operation zur Entfernung des gutartigen Knopfes machen. Dachte ich mir zumindest und wurde sogleich mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert.

Im ersten Moment blieb mir die Luft weg, ICH UND KREBS. Bisher kannte ich Krebs nur von Bekannten und das nur ganz vereinzelt. Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte und mit den Ärzten alles besprochen war, war mir klar – ich mache alles, damit ich wieder gesund werde.

Bevor es mit den geplanten Therapien losging, ließ ich mich in der Kinderwunschklinik in Innsbruck behandeln. Da es sein könnte, dass der Kinderwunsch nicht mehr auf natürlichem Weg funktioniert und wir somit einen Plan B parat hätten. Daraufhin folgten 8 Zyklen Chemotherapie, Operation, nochmals 8 Zyklen Chemotherapie und die Bestrahlung. Im Frühjahr 2021 sollten die Behandlungen abgeschlossen sein.

Mit der Diagnose wird das komplette Leben auf den Kopf gestellt. Pläne wie Heirat, Hausbau oder Kinder werden vorerst über Bord geworfen. Wichtig ist gesund zu werden. In der Zeit habe ich viele neue Menschen kennengelernt die einen unterstützen. In meinem Freundeskreis habe ich herausgefunden, auf wen ich auch in schwierigen Zeiten zählen kann und auf wen nicht. Die Letzteren habe ich aussortiert.

Für mich war es eine große Hilfe in allem das Positive zu sehen. Auch wenn die Diagnose am Anfang hart ist, im Nachhinein sieht man erst, wieviel Positives sie mitgebracht hat. Durch diese Krankheit habe ich gelernt das Leben viel mehr zu genießen und nicht alles als selbstverständlich anzusehen. Die Zeit, die ich in den Bergen verbringen kann, genieße ich heute viel mehr und bewusster. Auch der Sport war eine große Stütze für mich. Sobald es wieder möglich war, begann ich mit Spaziergängen und steigerte mich immer weiter. Mein Ziel war es vor jeder Chemotherapie meine „Runde“ zu gehen. Das war zwar nicht immer einfach, aber die Freude, nach dem anstrengenden Aufstieg, war umso größer.

Die Zeit ist geprägt von Höhen und Tiefen – aber nach einer Talfahrt geht’s wieder bergauf.

 

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