Hör zu, wenn dein Körper spricht!

Hallo und griaß enk! Mein Name ist Sonja, ich bin 46 Jahre jung, verheiratet und habe zwei Töchter. Heute bringe ich euch meine Geschichte näher, und warum es so wichtig ist, auf seinen eigenen Körper zu hören.


Am 21. Dezember 2018 veränderte sich mein Leben schlagartig, ich bekam nämlich die Diagnose INVASIV DUKTALES MAMMAKARZINOM. Kurz gesagt: Brustkrebs. Brustkrebs? Ich? Das bekommen doch nur Andere, aber ich doch nicht! Diese Diagnose hat mir wortwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen.

Aber eigentlich begann meine Geschichte nicht am 21. Dezember, sondern schon einige Monate vorher. Im Laufe des Jahres 2018 fühlte ich mich immer sehr müde, nicht wirklich leistungsfähig und einfach schlecht. Ich habe alle möglichen Untersuchungen über mich ergehen lassen und nach jeder Untersuchung bekam ich den Befund: „Sie sind gesund!“ Doch dieser Befund hat mich nicht befriedigt. So lag ich eines Abends auf dem Sofa und spürte ein Stechen in meiner linken Brust, als wäre da etwas, was nicht hingehört. Ich tastete meine Brust ab und spürte tatsächlich einen Knoten. In mir stieg die Panik und ich rief am nächsten Tag sofort meine Frauenärztin an. Diese überwies mich direkt zur Mammographie und zu einer Ultraschalluntersuchung. Ich ging zum Arzt und ließ die zwei Untersuchungen machen – dort stellte sich heraus, dass es sich um einen harmlosen Lymphknoten handelt, der mit der nächsten Monatsblutung wieder verschwinden sollte.

So wie ich bin, war ich allerdings wieder nicht zufrieden mit der Diagnose. Ich rief erneut bei meiner Frauenärztin an und erzählte ihr von meinem Befund und dass ich immer noch denke, dass etwas nicht stimmte mit meiner Brust. Sie hat mich dann am folgenden Tag zum MRT überwiesen, genau vier Tage vor Weihnachten.

Nach dem MRT wurde mir von der Ärztin gesagt, dass ich am nächsten Tag ins Krankenhaus Zams muss, um eine Biopsie zu machen, weil man bei dem MRT einen kleinen Knoten, ganz tief in meiner linken Brust, gesehen hat. Im Nachhinein muss ich sagen, war ich da immer noch positiv und rechnete nicht mit dem Schlimmsten. So hatte ich am 21. Dezember, um 14.00 Uhr einen Termin bei Dr. Stefan Hiehs im Krankenhaus Zams. Ich wurde von meinem Mann begleitet, auch unsere jüngere Tochter wollte mit ins Krankenhaus. Dr. Stefan Hiehs hat sich sehr einfühlsam um mich, beziehungsweise um uns gekümmert und nach überstandener Biopsie mussten wir eine Stunde auf das Ergebnis warten.

Als wir dann für die Befundbesprechung zu Dr. Hiehs sind, wurde mir doch etwas mulmig. Den Moment, in dem mir gesagt wurde, dass der Knoten vom MRT ein bösartiger Tumor ist, werde ich wohl nie mehr aus meinem Kopf bekommen, denn er hat mein Leben schlagartig verändert. Meine Welt ist für einen Moment stehen geblieben, dieser Augenblick hat mich komplett aus der Bahn geworfen. Meine Tochter hat den Arzt unter Tränen gefragt, ob ihre Mama eine Chemotherapie benötige und ihre Haare verlieren wird - aber diese Frage konnte an dem Tag nicht beantwortet werden, da die Proben der Biopsie noch weiter untersucht werden mussten.

Somit war Weihnachten 2018 kein normales Weihnachten für mich und meine Familie – es war überschattet von Tränen, Angst, Zorn und Hoffnungslosigkeit, sowie unzähligen Fragen. Das restliche Ergebnis sollte ich nach Weihnachten bekommen. Ich habe im Krankenhaus angerufen und mir wurde gesagt, dass mein Ergebnis noch nicht vorliegt und ich solle mich vor Silvester noch einmal melden. Leider hieß es da auch wieder, dass kein Befund vorliegt. Der Grund waren die Feiertage – das Personal war auf Urlaub. Nach 14 Tagen, am 4. Januar, hatte ich dann einen Termin im Krankenhaus, dort wurde mir dann das komplette Ergebnis mitgeteilt. Ich hatte immer noch die Hoffnung, dass ich keine Chemotherapie brauchen würde. Also fuhren mein Mann und ich am Tag des Termines zu meiner Befundbesprechung. Die Ärztin teilte uns mit, dass der Tumor leider aggressiv und schnellwachsend ist und ich deshalb auch eine Chemotherapie brauche, danach noch Bestrahlungen.

Es passierte wieder: Die Welt blieb für einen Moment stehen und es hat mich wieder aus der Bahn geworfen. Ich bin in Tränen ausgebrochen und hunderttausende Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Und dieses Mal stellte ich die Frage: „Werden mir die Haare ausfallen?“ „Ja, diese werden sie sehr schnell verlieren, Frau Handle“, war die Antwort. Ich habe auch gleich den Termin für die Portsetzung, Lymphentfernung und die erste Chemotherapie am 7. Januar bekommen, sowie eine Verordnung für eine Perücke. Ich und eine Perücke? Unvorstellbar. Die gute Nachricht, da der Tumor erst 8 mm groß war und so früh entdeckt wurde, ich hatte sehr gute Heilungschancen. Und diese Nachricht hat mich trotz allem positiv in die Zukunft blicken lassen.

Am 7. Januar wurde ich stationär aufgenommen und hatte in der Früh die Portsetzung, nachmittags die erste Chemotherapie. Leider habe ich die Chemo sehr schlecht vertragen. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen. Zehn Tage nach der ersten Chemo musste ich ins Krankenhaus, dort wurde ich dann stationär aufgenommen und behandelt.

Und als ob Krebs nicht schon genug wäre, fielen mir schon nach meiner ersten Chemo die Haare aus. Ich musste mich von meinen Haaren am Kopf, meinen Wimpern und von meinen Augenbrauen verabschieden – und das war für mich persönlich extrem schlimm. Jetzt hatte ich schon Krebs und dann auch noch mit den ganzen Nebenwirkungen. Ich hatte das Gefühl meine Fraulichkeit zu verlieren. Und das war echt zum Kotzen. Nach 6 überstanden Chemos hatte ich dann im Mai 2019 meine brusterhaltende Operation. Dort wurde mir das komplette Brustgewebe entfernt und die Brust mit eigenem Fettgewebe aus dem Bauchraum wiederaufgebaut. Ich habe mich damals für diese Variante entschieden, weil mir dadurch die Bestrahlungen erspart geblieben sind. Ob der Frau mit Brustkrebs die Brust abgenommen wird, kommt aber immer auf die Art des Tumors an. Nach meiner Operation hieß es dann: „Frau Handle, Sie sind gesund!“ – mein zweites Leben konnte beginnen.

Nun, fast 2 Jahre nach meiner Diagnose, haben sich mein Leben und auch ICH sehr verändert – zum Positiven. Ich sehe viele Dinge nun anders, ärgere mich nicht mehr über irgendwelche Kleinigkeiten, lebe intensiver und habe durch die Diagnose KREBS viele tolle Menschen kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Und durch die Unterstützung meiner Familie, vor allem meines Mannes und meiner besten Freundin und Schwester Karin, als auch anderer Freundinnen, habe ich die Zeit während der Therapie um vieles leichter geschafft. Sie alle haben mir geholfen immer positiv zu bleiben. Na ja, fast immer. Geweint habe ich daheim, im Stillen.

Was ich mit meiner Geschichte sagen möchte? Hört auf euren Körper! Er gibt euch Zeichen, wenn etwas nicht in Ordnung ist, ihr müsst sie nur wahrnehmen! Hätte ich nicht auf die Zeichen in meinem Körper gehört, hätte ich erst jetzt, im Herbst 2020, wieder eine Kontrolluntersuchung mit Mammographie. Und eines weiß ich sicher: Da der Tumor schnellwachsend und aggressiv war, hätte ich jetzt die schlechteren Karten und hätte wahrscheinlich nicht so positiv in die Zukunft sehen können.

VORHER –
VORHER
WÄHREND meiner Erkrankung –
WÄHREND meiner Erkrankung
WÄHREND meiner Erkrankung –
WÄHREND meiner Erkrankung
DANACH –
DANACH